Invictus (Unbesiegt)

 

Aus tiefer Nacht, die mich bedeckt,

Schwarz wie der Höllenschlund von Pol zu Pol,

Dank ich, ja, welchem Gott?

Dass meine Seele unbesiegt.

Im Würgegriff der Lebenslast

Zuckt' ich nicht, schrie ich nicht auf.

Unter den Schlägen meines Geschicks

Beugte ich nicht den blutigen Kopf.

Hinter Zorn und Tränen dieser Welt

Lauert der Schatten Schrecken, sonst nichts,

Doch finder das Elend des Alters mich

Auf immer furchtlos, hoffe ich.

Was macht's, ob die Pforte schmal,

Wie voll von Strafen das Lebensbuch,

Ich bleibe meines Schicksals Herr:

Der Käpten meiner Seele bin ich.

 

 

William Ernest Henley

Deutsch von Susanne Höbel und Helmut Frielinghaus